Quittengelee - dreimal anders

Meinem jahrelang gehegten Vorurteil gegenüber nicht-roten Konfitüren zum Trotz, habe ich in einem Anflug ungeahnter Experimentierfreude irgendwann die Quitte für mich entdeckt. Der Drang zu experimentieren wurde auch dadurch erheblich gefördert, dass der Quittenbaum im Garten meiner Eltern eine (für einen Haushalt) nicht zu bewältigende Menge an Ertrag liefert. Trotzdem jedes Jahr Nachbarn, Freunde und Kollegen an der Ernte teilhaben dürfen, bleibt doch immer noch so viel übrig, dass man kreativ werden kann und muss.

Und es ist einfach traumhaft, was man aus einer auf den ersten Blick so unscheinbaren Frucht für Aromen herauskitzeln, womit man sie kombinieren und verfeinern kann. Dazu ist die Quitte ziemlich lange haltbar – vorausgesetzt, man lagert die unbeschädigten Früchte kühl und luftig. Genug Zeit also, um Neues auszuprobieren und die Vorratsregale mit Bewährtem wieder aufzufüllen.


Die Vorbereitung


Vor das Genießen wurde aber wie so oft auch hier die Arbeit gestellt. Die beginnt bei der Quitte mit dem Entfernen des Flaums, der zum einen dafür sorgt, dass die Früchte länger haltbar sind, zum anderen aber bitter schmeckt. Er sollte also erst dann entfernt werden, wenn man die Früchte verarbeiten will. Bleiben die Früchte ohne ihre pelzige Schutzhülle länger liegen, bekommen sie schnell dunkle Stellen in der Haut und werden unansehnlich. 

Den Flaum kann man entweder mit einem Tuch abrubbeln und die Quitten anschließend waschen oder er wird gleich mit einer weichen Bürste unter fließendem Wasser abgespült, was ich praktischer finde, da es zwei Arbeitsschritte kombiniert.


Quitten waschen

Anschließend werden die Quitten geviertelt – am besten mit einem großen Messer, um das harte Fruchtfleisch mit genug Kraft zerteilen zu können. Die Quitten verfärben sich sehr schnell, was für das Foto nicht besonders hübsch wirkt, aber nicht nachteilig bei der Verarbeitung ist.

Quitten zerteilen

Die Kerne und Blütenreste lassen sich grob mit einem kleinen Messer entfernen. Die harten Kerngehäuse müssen nicht entfernt werden. Auch die Schalen können dran bleiben. Der Saft wird später noch gesiebt und dadurch klar. Die Quittenviertel werden in einem Topf knapp mit Wasser bedeckt, aufgekocht und bei reduzierter Temperatur noch für ca. 15 Minuten weiter geköchelt. Genaue Mengenangaben braucht man hier nicht. Ich nehme immer so viele Quitten, bis der Topf meiner Wahl zu ca. dreiviertel gefüllt ist.


Quitten kochen

Nach dem Kochen wird der Topf mit einem Deckel abgedeckt über Nacht bei Raumtemperatur stehen gelassen.

Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen von einem Geschirrtuch. Das heißt nicht, dass das Tuch unbrauchbar wird. Aber Quittensaft färbt sehr nachhaltig und ihr werdet das Tuch auch nach mehrmaligem Waschen sicher an seiner dazu gewonnenen braunen Farbe wieder erkennen. Also nehmt ein Geschirrtuch, was eh doof aussah und euch nicht gerade an´s Herz gewachsen ist. Die Farbe markiert es als DAS Siebtuch für alle kommenden Quittengeleeeinsätze.

Das Geschirrtuch wird über einer Schüssel in einem stabilen Sieb platziert und die gekochten Quitten werden samt dem Saft hinein gegossen. Der Saft läuft durch das Sieb, landet schön klar in der Schüssel und bildet die Basis für den Quittengelee. 

Der Duden sagt übrigens, dass ich mich zwischen ‚das Gelee‘ und ‚der Gelee‘ entscheiden kann. Bei mir zuhause war es immer ‚der Gelee‘ also werde ich dabei bleiben. Wenn mir doch ab und zu mal ein ‚das‘ unterkommt, verzeiht mir die Inkonsistenz – mein Wahl-Umfeld grätscht mir damit ab und zu ins gewohnte Sprachbild und kann durchaus zu Irritationen führen.

Diesmal hat die Saftausbeute für 3 Geleevarianten gereicht:


Einfacher Quittengelee

900 ml Quittensaft
1 kg Gelierzucker 1:1

Der Gelierzucker wird in den zimmerwarmen Quittensaft eingerührt und unter Rühren zum Kochen gebracht. Sobald die Masse kocht, reduziert man die Temperatur so weit, dass es gerade noch weiterköchelt.

Nehmt am besten einen Topf, der groß genug ist, so dass er mit Quittensaft und Zucker zusammen nur etwa halbvoll ist. Beim Kochen schäumt die Masse zu Beginn recht stark auf und kocht in kleineren Töpfen schnell mal über. Nach kurzer Zeit sammelt sich etwas Schaum an der Oberfläche. Dieser sollte abgeschöpft werden, denn im Glas würde er später nicht gerade hübsch aussehen.

3 Minuten nach dem ersten richtigen Aufkochen ist der Gelee fertig und kann in die vorbereiteten Gläser abgefüllt werden. Das Umdrehen der frisch verschlossenen Gläser wird völlig überbewertet. Nach meiner Erfahrung reicht es völlig, wenn die Gläser abgedeckt langsam abkühlen. Die Deckel werden auch so heiß genug, um (saubere Gläser vorausgesetzt) eine lange Haltbarkeit zu garantieren.


Quittengelee mit winterlichen Gewürzen

900 ml Quittensaft
1 kg Gelierzucker 1:1
1 gehäufter EL Lebkuchengewürz

Genau wie beim einfachen Quittengelee wird der Gelierzucker in den Quittensaft eingerührt. Das Lebkuchengewürz kommt ebenfalls gleich zu Beginn in die Masse. Es muss unbedingt von Anfang an mitgekocht werden, um eventuelle Keime unschädlich zu machen.

Beim Kochvorgang schwimmt ein Teil des Gewürzes auf und wird mit dem Schaum abgeschöpft. Es bleibt aber eine ausreichende Menge an Aromen im Gelee. Ein Teil des Gewürzes bleibt ebenfalls im fertigen Gelee und setzt sich beim Abkühlen zum Teil am Boden ab. Wenn das als störend empfunden wird, kann der Quittensaft auch im Vorfeld separat mit dem Gewürz aufgekocht werden. Nach dem Abkühlen wird der Saft mit den Gewürzen gesiebt und anschließend wie beim einfachen Gelee weiter verarbeitet. Eine andere Variante ist, die Gewürze in einem Teebeutel im Saft zu köcheln, nach dem Abkühlen aus dem Sud zu nehmen und diesen weiter zu verarbeiten.

Quittengelee mit Thymian

1 l Quittensaft
2 EL Thymian
1 kg Gelierzucker 1:1

Der Quittensaft wird mit dem gewaschenen und zerkleinerten Thymian für ca. 10 Minuten gekocht. Ich starte hier mit etwas mehr Saft, da bei diesem ersten Kochvorgang etwas Flüssigkeit verdampft. So erhält man später trotzdem ein Gelee mit der gewünschten Konsistenz. Nach dem Abkühlen wird der Sud gesiebt und mit dem Gelierzucker erneut aufgekocht. Während des 3-minütigen Köchelns wird der Schaum abgeschöpft und anschließend der fertige Gelee abgefüllt.



Quittengelee

Kommentare

  1. Hallo, für dein Quittengelee mit Thymian kann ich dir schon mal ein großes Lob hierlassen. Ich konnte mir das anfangs gar nicht vorstellten, doch es schmeckt super!
    Liebe Grüße
    vonKarin

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